Genau gleich wie Banken zahlen im Finanzbereich auch Produktanbieter Retrozessionen an unabhängige Vermögensverwalter. Auch Banken bezahlen untereinander Retrozessionen, wenn eine Bank ein Finanzprodukt einer anderen Bank einsetzt. Erfahren Sie hier, in welchen Fällen Retrozessionen bei Finanzprodukten bezahlt werden.
Mehr Informationen, wo bei Banken und Produktanbietern überall Kickbacks fliessen, finden Sie auch hier:
Retrozessionen bei Anbietern von Finanzprodukten
Retrozessionen bei Externen Vermögensverwaltern
Ausgabeaufschlag bei Anlagefonds
Im Fondsbereich muss der Anleger beim Kauf einen so genannten Ausgabeaufschlag zahlen. Er beträgt je nach Fonds und Fondsgesellschaft zwischen 0% und 5% und kann im „Factsheet“ oder Emissionsprospekt des Fonds nachgeschaut werden. Der Grossteil davon fliesst in den Vertrieb, beziehungsweise an den Vermögensverwalter oder an die Bank (wenn dieser ein Produkt der Bank einsetzt).
Bestandsretrozessionen
Die Höhe der Bestandsretrozessionen hängt mit den Produktgebühren zusammen. Sie werden üblicherweise in Prozenten der Management Gebühr definiert. Bei aktiven Fonds, Hedge Fonds oder strukturierten Produkten sind die Gebühren tendenziell höher als beispielsweise bei ETFs oder anderen kostengünstigen Finanzlösungen. Die genaue Höhe der Management Gebühr kann im „Factsheet“ oder im Emissionsprospekt des jeweiligen Finanzproduktes nachgeschaut werden. Je nach Art des Finanzproduktes werden dem Vermögensverwalter bis rund 50% der Verwaltungsgebühr des jeweiligen Finanzproduktes ausbezahlt.
Abschluss-/ Verkaufsprovisionen bei Finanzprodukten
Bei gewissen Finanzprodukten wird dem Vermögensverwalter eine Abschlussprovision ausbezahlt, wenn er für seine Kunden entsprechende Produkte kauft. Die Höhe einer allfälligen Abschlussretrozession variiert stark und kann, ähnlich wie der Ausgabeaufschlag bei Fonds, mehrere Prozentpunkte betragen. Bei strukturierten Produkten können Vermögensverwalter teilweise wählen, ob sie eine einmalige Abschlussprovision beim Kauf oder eine regelmässig wiederkehrende Retrozession auf dem Bestand erhalten möchten.
Beim Einsatz von Einzeltiteln wie Obligationen oder Aktien fallen neben den Bankgebühren keine Produktgebühren an. Dadurch können auch keine Produktretrozessionen vergütet werden.
Provisionen bei ETF (Exchange Traded Funds)
ETF sind kostengünstige Anlageprodukte, einen passiv einen Index nachbilden. Weil sie im Vergleich zu vielen anderen Finanzprodukten sehr tiefe Gebühren aufweisen werden kaum Abschluss- oder Bestandesretrozessionen an den Vertrieb bezahlt. Wenn Berater ETF empfehlen, tun sie das meist aus eigener Überzeugung und nicht wegen (möglichen) Kickbacks. Trotzdem gibt es in seltenen Fällen ETF, die eine Bestandespflegekommission entrichten. Diese beträgt – wenn überhaupt – aber nur ein Bruchteil der Kickbacks bei aktiven Fonds oder Hedge Funds.
Abschluss-/ Verkaufsprovisionen bei Hypotheken
Wenn ein Vermittler eine Hypothek vermittelt, erhält er meist eine Provision des Kreditgebers (Bank, Versicherung oder Pensionskasse). Es gibt verschiedene Entschädigungsmodelle. Oft wird pro Jahr Laufzeit 0.1% der Hypothekarsumme (bei einer Million und 10 Jahren Laufzeit somit 10‘000 CHF) Provision bezahlt. Bei Modelle, bei denen die Laufzeit keine Rolle spielt, sind es oft fix 0.5% der Hypothekarsumme. Es gibt auch Institute, die auf dem Gesamtbestand eine jährliche Entschädigung bezahlen.